Die Energieeinsparverordnung (EnEv) regelt, welche Gebäude wie viel Energie verbrauchen dürfen. Das betrifft sowohl Neubauten als auch Sanierungen. Verschiedenste Gebäudeteile müssen nach EnEv bestimmte Wärmedurchgangskoeffizienten (umgangssprachlich U-Wert) erfüllen. Der U-Wert gibt den Wärmestrom (=Wärmemenge/Zeit) an, der bei einer Temperaturdifferenz von 1K (oder 1 °C) pro Stunde durch eine Fläche von 1 m² hindurchgeht. Für Hauswände gilt derzeit ein Maximalwert von 0,24 (W/m²*K). Das bedeutet, dass pro Grad Temperaturunterschied zwischen innen und außen und Stunde pro Quadratmeter Wandfläche maximal 0,24 W nach außen abgegeben werden dürfen.
Praktisch gesagt, dürfen bei einer Innentemperatur von 23°C und einer Außentemperatur von -10°C, also einem Temperaturunterschied von 33°C, bei einem Haus mit 120m² Wohnfläche, also ca. 106m² Außenwand, pro Stunde ca. 763W durch die Wände nach außen abgegeben werden.
Zwar gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, diese Werte zu erreichen, z.B. durch spezielles Mauerwerk, eine Innendämmung oder eine Vorhangfassade, trotzdem wird sowohl im Neubau als auch bei der Sanierung hauptsächlich Außendämmung in Form eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS) angebracht, sicherlich auch aus preislichen Gründen. Doch die Verwendung solcher Systeme im Neu- und Altbau bringt Konsequenzen mit sich, denen Sie sich bewusst sein sollten. Wir sprechen über Energieeffizienz, Helligkeit und Sicherheit und zeigen, wie Sie alles das in Einklang bringen können.
WDVS im Altbau
Auch bei der energetischen Sanierung von Bestandsbauten kommt häufig ein WDVS zum Einsatz. Kein Wunder: Die Preise bleiben verglichen mit anderen Methoden im Rahmen und das Leben in den Innenräumen kann weitestgehend ungestört weiterlaufen. Eine andere Möglichkeit ist die Innendämmung, für die sich aber oft nur entschieden wird, wenn eine Außendämmung nicht möglich ist, z.B. bei denkmalgeschützten Fassaden. Dazu kommt, dass sich eine Innendämmung auf die Wohnfläche auswirkt. Bei einem Raum mit 4,5m Außenwand sind das schon einmal 3,5m² Wohnfläche, die durch die empfohlene Dämmstärke von 8cm verloren gehen.
Also wird außen gedämmt. Bleiben die Fenster dabei erhalten, kann sich je nach Stärke des verwendeten WDVS und der Größe der Fenster die vielfach gefürchtete Schießschartenoptik ergeben (siehe Beitragsbild). In diesem Fall scheinen die Fenster weiter in die Fassade zu rutschen. Aber es handelt sich nicht nur um ein optisches Problem. Durch die zurückverlagerten Fenster dringt auch weniger Sonnenlicht in den Wohnraum. Allerdings gibt es auch dafür inzwischen eine Lösung. Sogenannte Lichtkeile sorgen dafür, dass sowohl Sonnenlicht als auch Wärmeenergie nahezu wie gewohnt durch das Fenster dringen. Eine andere Alternative ist, die Fenster gleich mit zu tauschen und weiter nach außen in die Dämmebene zu versetzen. Bei dieser Lösung geht es hauptsächlich um den Sicherheitsaspekt, den wir unter „WDVS im Neubau“ beleuchten. Vorteil bei Altbauten ist dabei, dass es seltener bodentiefe Fenster gibt als im Neubau.
WDVS im Neubau
Warum es gerade im Neubau bei der Verwendung von WDVS um Sicherheit geht, wird klar, wenn man bedenkt, dass hier gerne bodentiefe Fenster eingesetzt werden, um einen lichtdurchfluteten Wohnraum zu erreichen. Zur Vermeidung der Schießschartenoptik werden die Fenster weiter nach außen gerückt und in der Dämmebene platziert. Und genau jetzt wird es sicherheitskritisch. Denn um Elemente, die absturzsichernd wirken, also bodentiefe Fenster mit einer möglichen Absturzhöhe von mehr als einem Meter, französische Balkone oder Absturzsicherungen aus Glas, statisch vernünftig abzusichern, müssen die Befestigungen einen minimalen Randabstand von 6 cm zum Mauerwerksrand haben, um den vorgegebenen Gewichtsbelastungen standzuhalten. Immerhin müssen im privaten Bereich 50kg pro Meter, im öffentlichen Bereich sogar 100 kg pro Meter Last über die Absturzsicherungen aufgenommen werden können. Mit konventioneller Befestigung lässt sich dies kaum erreichen, wenn die Fenster in der Dämmebene sitzen. Da WDVS meist aus styroporähnlichen Materialien bestehen, würden Schrauben einfach ausreißen, wenn jemand gegen das Fenster fällt.
Auch ungedämmt sicher
Doch nicht nur in Verbindung mit einer Außendämmung sind die Grenzwerte absturzsichernder Elemente mit konventioneller Befestigung kaum zu erreichen. Auch bei der Verwendung modernerer, poröserer Baustoffe können Schwierigkeiten entstehen, wenn Fenster gegen Absturz sichern sollen. Bodentiefe Elemente ab dem ersten Stockwerk müssen daher zusätzlich gesichert werden. Sogenannte Montagelaschen aus Metall sorgen dafür, dass Fenster, Absturzsicherungen und Französische Balkone an Ort und Stelle bleiben, selbst wenn jemand dagegen fallen sollte.