Immer wieder berichten die Medien von armen, schimmelgeplagten Bauherren, die nach dem Einbau neuer Fenster Atemprobleme durch Schimmelsporen bekommen. In vielen Köpfen ist fest verwurzelt, dass neue und damit dichte Fenster zu Schimmel führen. Auch unsere Kunden fragen uns immer wieder, wie es sich damit verhält. Zeit für Aufklärung.
Wie entsteht Schimmel überhaupt?
Um das zu verstehen, muss man wissen, wie es mit der Fähigkeit der Luft Wasser zu binden bestellt ist. Grundsätzlich ist es so, dass Luft umso mehr Wasser aufnehmen kann, je wärmer sie ist. Darum gibt es auch im Winter das bekannte Phänomen der „trockenen Heizungsluft“. Nicht das Heizen macht die Luft trocken, sondern die kalte Winterluft draußen enthält weniger Feuchtigkeit, die durch Lüften in den Wohnraum gelangt. Im Sommer zeigt sich diese Tatsache genau andersherum. Stellt man ein eisgekühltes Getränk nach draußen in die Wärme, kühlt sich die Umgebungsluft ab und kann weniger Feuchtigkeit speichern. Diese überschüssige Feuchte schlägt sich am kalten Glas nieder.
Genauso verhält es sich mit Schimmel in der Wohnung. Wände und Dach kühlen durch das Wetter draußen ab, die überschüssige Luftfeuchtigkeit im Raum kondensiert an diesen kalten Oberflächen und bietet so den optimalen Nährboden für Schimmel. Da Schimmelpilze auf fast allen organischen Materialien wachsen können, fühlen sie sich auf Holz, Tapeten oder Stoffen sehr wohl, doch sogar Ziegel können von Schimmel befallen sein. Die Grundlage für jedes Schimmelproblem ist also zu hohe Luftfeuchtigkeit.
Was stellt Schimmel im Körper an?
Hier wird oft mehr Panik gemacht als nötig. In unserer Umwelt bewegen sich abhängig von Jahreszeit mehrere Tausend Schimmelsporen pro Kubikmeter Luft. Unser Immunsystem ist aber in den meisten Fällen so fit, dass es gut damit gut klar kommt. Für einen überschaubaren Prozentsatz der Bevölkerung ist das allerdings nicht ganz so einfach. Etwa 5% der Menschen leiden an durch Schimmelsporen ausgelösten Allergien. Diese haben etwa die gleichen Auswirkungen wie Heuschnupfen oder Asthma.
Für Menschen mit einem extrem geschwächten Immunsystem allerdings können Schimmelsporen durchaus gefährlich sein. Besonders nach einer Chemotherapie oder Organtransplantation und bei Immunschwächekrankheiten sind selbst kleinere Schimmelflecken in der Wohnung ein Grund zur Tat zu schreiten. Wichtigste Maßnahme: die Luftfeuchtigkeit in einem vernünftigen Rahmen halten.
Wie viel Wasser kommt pro Tag in die Raumluft?
Normalerweise macht man sich kaum Gedanken darüber, wie viel Wasser an einem Tag in einer Wohnung an die Raumluft abgegeben wird. Natürlich ist die Menge je nach Gewohnheiten und Haushaltsgröße unterschiedlich, trotzdem kommt da einiges zusammen. Jede Person schwitzt natürlich unterschiedlich stark, im Schnitt kann man aber von 0,5 -1,5 Litern pro Person und Tag ausgehen. Duschen und Baden bringt noch einmal 0,5 – 2 Liter. Auch das Kochen trägt zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit bei – mit Deckeln und Dunstabzug lässt sich das regulieren. Der Supergau allerdings ist Wäsche, die im Wohnraum getrocknet wird. Bis zu 6 Liter Wasser verdunsten beim Trocknungsprozess. Auch Bügeln oder Haustiere erhöhen die Luftfeuchtigkeit, besonders Aquarien und Terrarien wirken sich negativ auf die Feuchtebilanz aus. Pauschale Aussagen sind hier natürlich nicht möglich. Je nach Größe der Wohnung und deren Nutzung können 10-30 Liter Flüssigkeit in Räumen entstehen. Die müssen durch Lüftung natürlich wieder abgeführt werden.
Generell sollte die Luftfeuchtigkeit im Raum auf Dauer nicht mehr als 60-65% relative Feuchte betragen. Unter relativer Feuchte versteht man das Verhältnis von tatsächlicher Menge an Wasserdampf im Verhältnis um Maximalwert, den die Luft speichern kann. Wir haben ja schon gelernt, dass die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, mit der Temperatur variiert.
Bei 20°C kann ein Kubikmeter Luft 17g Wasser aufnehmen. Bei 10,2g wären 60% relative Feuchtigkeit erreicht.
Wie kann man die Luftfeuchtigkeit verringern?
Im Sommer sollte man darauf verzichten, warme und damit feuchte Luft in die Wohnung zu lassen. Das Lüften sollte sich auf den Morgen und den Abend begrenzen.
Um im Winter die Luftfeuchtigkeit im Rahmen zu halten, gibt es ein paar einfache Tipps.
- Lüften Sie öfter. Dreimal pro Tag darf es schon sein. Dabei ist hilfreich, wenn Sie sich das Lüften so einfach wie möglich machen. Vollgestellte Fensterbänke tragen meist nicht zu einem perfekten Lüftungsverhalten bei.
- Solange sich feuchte Luft im Badezimmer befindet, sollte die Zimmertür geschlossen bleiben, damit sich die feuchte Luft nicht in die anderen Räume ausbreitet. Nach dem Duschen oder Baden unbedingt das Badezimmer ausreichend lüften.
- Vernünftig heizen. Sicherlich scheint es lukrativ, die Heizung abzustellen, wenn am Tag niemand zu Hause ist. Doch in dieser Zeit kühlen Räume aus und Feuchtigkeit kondensiert.
- Deckel drauf. Achten Sie beim Kochen darauf, Deckel zu verwenden. Das hat gleich mehrere Vorteile. Erstens reduzieren Sie Gerüche, zweitens verringern Sie die Dampfbildung und drittens brauchen Sie sogar weniger Energie beim Kochen. Wenn Sie einen Dunstabzug haben, schalten Sie ihn unbedingt ein.
Was tun, wenn’s schimmelt?
Zunächst sollten Sie nach Ursachen forschen. Nicht immer ist es ein falsches Heiz- und Lüftungsverhalten, das zum Schimmel führt. Treten Schimmelflecken auf, gilt: Flächen, die kleiner als ein halber Quadratmeter sind, können in Eigenregie behandelt werden, für alles andere sollten Fachleute beauftragt werden.
Zum Behandeln statten Sie sich mit Atemschutzmaske und Handschuhen aus. Pinseln Sie den Fleck mit hochprozentigem Alkohol (70% und aufwärts) ein und lassen ihn 30 Minuten einwirken. Danach können Sie den Schimmel mit Spachtel und/oder Bürste entfernen. Während und nach der Prozedur sollten Sie besonders gründlich lüften.
Sind also neue Fenster Schuld am Schimmel?
Es sind weniger die neuen Fenster als der Drang zur Energieeffizienz. Heute sollen Bauwerke möglichst dicht sein, um niedrige Heizkosten zu ermöglichen. Neue Fenster sorgen dafür, dass Ihr Wohnraum luftdicht wird. Bei undichten Fenstern kann sich die Raumluft innerhalb von 24 Stunden zwei bis vier Mal komplett erneuern, quasi eine automatische und konstante Lüftung. Mit modernen Fenstern liegt dieser Wert bei ca. 0,01 Mal. Trotzdem muss die Luftfeuchtigkeit abtransportiert werden. Dazu kann in manchen Fällen eine Lüftungsanlage sinnvoll sein. Lassen Sie sich bei Ihrem Fensterbauer beraten.